Letzin-Siedlung. Es ist wieder so weit, Weihnachten steht vor der Tür. Die leuchtenden Sterne und Lichterketten hängen schon in den geschmückten Fenstern, und bald werden die ersten Weihnachtsbäume gekauft.

Im Wald von Fred Gutzmer aus Letzin-Siedlung wachsen Weihnachtsbäume wie die Nordmanntanne, Fichte, Blautanne und Fraser-Tanne. Das kleine Dorf Letzin-Siedlung liegt in der Nähe von Demmin. Als gelernter Maschinenbaumeister war er früher viel auf Reisen, auch im Ausland. „Hat Spaß gemacht, aber die Entfernungen wurden immer größer. Ich hatte zu viel Stress.“ In den 90ern bekamen seine Frau und er zwei Kinder. Nach einem schweren Verkehrsunfall, der ihn zeitweise lähmte, musste ein neuer Job her. Seine Idee war es, einen Weihnachtsbaumwald anzupflanzen. „20 Jahre werden das dieses Jahr. Damals haben wir das Ödland auffüllen lassen und die ersten Stecklinge hier gepflanzt.“ Erzählt Fred Gutzmer seine Geschichte

Anfangs war das ein Nebenjob, später wurde der zu seinem zweiten Hauptjob, neben dem als Caterer für Großveranstaltungen. In seinem Wagen verkauft er auf Weihnachtsmärkten, Konzerten und Events alles was süß ist. Crêpes und Waffeln sind seine Spezialität. Nun sind auch dieses Jahr alle Märkte abgesagt. „Manchmal ist weniger auch mehr. Das muss man so hinnehmen und akzeptieren. Die Gesundheit ist wichtiger.“, meint er.

Wussten Sie, dass es auch bei uns Deutschen einen Weihnachtsbaumtrend gibt? So waren die Gemeine Fichte und Schwarzkiefer früher in der DDR begehrte Bäume. „Heute guckt beide keiner mehr an, dabei ist die Schwarzkiefer gut geeignet für hohe Bodenvasen.“, sagt Fred Gutzmer. „Aber das versteht hier niemand.“

Es scheint, als wäre die Nordmanntanne der perfekte Weihnachtsbaum mit seinen weichen Nadeln und dem dichten Wuchs. Andere Bäume werden nicht so gern genommen. „Dabei duftet die Blautanne viel stärker und ist weihnachtlicher.“, meint er. Nach dem Mauerfall musste sie, wegen ihrer spitzen Nadeln, den Rang des schönsten Baumes an die Nordmanntanne abtreten.

„Es ist traurig und bricht mir das Herz, aber was soll ich machen?“ Heute pflanzt Fred, dem Trend folgend, keine Blautannen mehr, weil er sie verbrennen müsste, wenn sie alt geworden sind, um irgendwann Platz zu haben, für neue Weihnachtsbäume. Niemand seiner Kunden fragt mehr danach.

Seiner Erfahrung nach werden Weihnachtsbäume nach dem perfekten Äußeren gekauft, obwohl sie in den meisten Fällen immer an einer Wand in den Wohnzimmern stehen werden, und deshalb nur von einer Seite betrachtet werden können. Trotzdem gehen die Leute einmal um Freds Weihnachtsbäume herum, und sehen dabei die Bäume in seinem Wald nicht, die etwas Besonderes an sich haben. Das bedauert Fred Gutzmer. Aus diesem Grund werden viele individuelle Bäume noch lange wachsen können in seinem Weihnachtsbaumwald, bis Menschen kommen, die auch den einseitig schöngewachsenen Baum wertschätzen können, oder den einen mit der Doppelspitze.

Einer seiner kleinen besonderen Stecklinge, der neugepflanzten Nordmanntannen ist kugelrund, aber niemand will einen kugelförmigen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen haben. Daraus hat er gelernt, und kauft nur noch schlanke Bäume ein, bei denen die Gefahr nicht so groß ist, dass sie krumm oder rund wachsen.

Stolz zeigt er seine schönste Nordmann Tanne: „Die kann bis zu 50 Meter hoch werden.“ Die wird aber wegen der ungünstigen Lage mitten im Wald stehen bleiben müssen, und nie einen Marktplatz zu Weihnachten schmücken können. Jeder Baum hier in Fred Gutzmers Weihnachtsbaumwald hat seine eigene Geschichte und ein individuelles Äußeres, aber nicht alle werden verkauft, auch wenn er sie ursprünglich dafür bestimmt hat zu Weihnachtsbäumen zu werden.

Hinter dem kleinen Wald fließt ein Bach. „Der ideale Ort für einen Weihnachtsbaumwald.“, erzählt Fred Gutzmer. Damit der Bach das Wasser halten und als Wasserquelle für seine Bäume auch in Zukunft dienen kann, hat er letztes Jahr dafür gesorgt, das dieser ausgeschachtet wird. Um den Erhalt des Baches zu gewährleisten, muss es aber regnen. Die letzten Jahre waren dafür nicht zuträglich. Dieses Jahr sieht es schon besser aus. „Früher rauschte der Bach richtig.“, erinnert er sich. Die Umwelt zu schonen hat bei Fred Gutzmer deshalb auch oberste Priorität. „Meine Bäume bekommen keine Pestizide.“, sagt er. „Warum? Weil ich Naturverbunden bin und das nicht unterstütze. Pestizide machen nur alles kaputt.“ Seine Weihnachtsbäume stehen auf einem Kalk- und Mutterboden Mix. Das ist der Eiszeit geschuldet und seinen jahrelangen Erfahrungen rund um den Weihnachtsbaum. Alles rund um den Anbau von Tannen hat er sich selbst beigebracht und aus seinen Fehlern und Erfolgen gelernt.

Wenn es um Preise geht, sagt der erfahrene Tannenwaldbesitzer: „Da wird man sich schon einig werden. Das Leben ist ein Geben und Nehmen. Ich bin ein einfacher Mann, und komme hier mit sehr vielen guten Menschen zusammen, die sich noch für die Welt interessieren.“

Der Tannenbaum Verkauf im Dorf Letzin-Siedlung bei Fred Gutzmer findet am 3. und 4. Advent Wochenende statt jeweils samstags und sonntags von 8.00 – 16.00 Uhr.

Der Artikel im Nordkurier am 10.12.2021.