Schloss Kummerow.

Schloss Kummerow.

Die fotografische Ausstellung ist einzigartig, fordernd, aufregend, anregend, inspirierend und unvergleichlich. Sie lässt mich langsamer werden, beim Betrachten der Fotos und Videos, die unterschiedliche und doch zusammenhängende Geschichten in Form von Kunstwerken erzählen. Zeitlos gehe ich Schritt für Schritt andächtig durch jeden Raum.

Mich fesselt nicht nur die Ausstellung, auch das Gebäude ist für mich als Besitzerin eines alten Backsteinhauses, das geweckt werden musste, ein Kunstwerk. Es fühlt sich an, als gebe es den Werken vieler berühmter Menschen ein zu Hause. Als gehörten sie irgendwie zusammen.

Die Wände sind in jedem Raum schon ein eigenes Kunstwerk und lassen mich im Kreis drehen bei der Betrachtung, bis mir schwindlig wird.
Es sind erhaltene Stempelmuster an den Wänden. Alte und neue Blumen an den Treppengeländern aus Holz sind herausgearbeitet und ersetzt worden. Der Kontrast zwischen Restauration und alten Materialien ist bewusst erhalten worden.

Ich sehe Farben, die auf Farben liegen, Risse die Bilder optisch zerteilen, und zu einem eigenen Bild zu machen scheinen, und dazwischen blitzt der unverwechselbare Lehm hervor. Das freigelegte Fachwerk zwischen eisernen Ofentüren und modernen grafischen Arbeiten lässt mich an mein Haus denken.
Liebevolle Kopien finde ich zwischen Originalen. Türen, Riegel, Griffe, Fenster, Balken, Dielen- und Parkettböden im Detail wieder herausgearbeitet mit herausfordernden Elementen.

Perspektivwechsel. Ich stehe im Erdgeschoss, nach vier Etagen voller Gedankenwelten. Das Schloß ist ruhig, die anderen Besucher sind gegangen. Ich blicke aus dem alten restaurierten Holzfenster über die Terrasse des Schlosses auf meine Lieblingswildblumenwiese in den gerade aufgerissenen blauen Himmel. Am Horizont glitzert der seicht vom Wind bewegte Kummerower See. Ich löse mich langsam aus meinem eben noch Erlebten, und verabschiede mich bei der freundlichen Mitarbeiterin im Foyer.

Ich gehe glücklich mit einem Picknick im Gepäck zu meiner Lieblingsbank am See, und lasse meine Gedanken noch einmal kreisen rund um diese Vielfalt und die Geschichten, die mir oft so nah sind, mit dem beruhigenden Bild des Schlosses im Rücken. Gebliebene Erinnerungen aus meiner Vergangenheit kommen nach und nach ans Licht, ich sehe Zeitschriftencover und Menschen vor mir, an die ich lange nicht mehr gedacht habe.

Die Ausstellung wirkt so selbstverständlich zusammengesetzt, und ist dabei ein kunstvolles Ensemble, vieler Ereignisse, die hier mit Liebe zum Detail, vereint werden. So wunderbar abwechslungsreich und dennoch klar strukturiert.

In meinem Kopf flammt ein Gedanke auf: Das sind wir Menschen. Einzigartig. Vielseitig. Unverwechselbar. Kreativ. Emotional. Neugierig. Das ist der Spiegel auf unsere alte, nicht veränderbare Vergangenheit und auf die neue und moderne Welt.

www.schloss-kummerow.de

Ausstellungen 2021:

*Dauerausstellung „Fotografische Sammlung Schloß Kummerow“

*Sonderausstellung vom 05.06. bis 31.10.2021 – „Trautes Heim, allein“

*Sonderausstellung „Transformation“ von Monika Bertermann

 

Kummerower See.

Kummerower See.

Kummerow am Kummerower See.

„Die schöne Gemeinde am See“. So begrüßt uns Kummerow auf der Homepage. Dazu kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen. Eingebettet zwischen Wald, Wiesen und dem Kummerower See lädt uns der 750 Jahre alte Ort zu Wanderungen, Fahrradtouren, Wassersport, Badespaß, Ausflüge in geschichtliche und liebevoll erhaltene Kirchen, Museen und Denkmäler ein.

Das Schloss Kummerow, dass mit seiner fotografischen Sammlung hervorsticht, lässt erahnen wie es einmal war und erzählt uns mit dem natürlich angelegten Park von vergangenen Zeiten. Ich habe bald die Gelegenheit mir die Fotoausstellung anzusehen und werde darüber berichten.

Wer aber erst einmal den Kummerower See bei einem Sommerspaziergang erkunden möchte mit Familie oder einfach nur allein, dem empfehle ich bis zum Schloss Kummerow zu fahren, den ausgeschilderten Parkplatz zu nutzen und einfach loszulaufen. Nehmt euch bei gutem Wetter Badesachen und ein Picknick mit, denn vor dem Schloss liegt eine Badewiese mit einem schönen Spielplatz. Vor der zauberhaften Kulisse macht das Baden und Erholen gleich doppelt Spaß.

Die Wildblumenwiese zwischen See und Schloß hat es mir sehr angetan. Jedes Mal entdeckt man neue Blumen und kann das Summen der Bienen und Brummen der Insekten hören. Wenn ihr dem angelegten Seeweg am Schloß vorbei folgt, werdet ihr bald kleine Ferienhäuser und die natürliche Landschaft am Wasser entdecken. Am Ende kommt ihr zum Hafen. Die Möwen trohnen wie kleine Könige auf den Holzpfeilern und heben Stolz die Köpfe als ich an der Spitze stehe.

Die Strandbar ist übrigens sehr zu empfehlen. Dort könnt ihr euch nach dem Schwimmen ausruhen und bei einem Sekt auf Eis oder einem Bier den Sonnenuntergang genießen, und den Tag ausklingen lassen.

Wer noch einen Spaziergang machen möchten, folgt den Schildern Richtung Blumenladen. Geht dann links am Blumenladen vorbei, und läuft weiter bis ihr zu einer kleinen Brücke kommt. Schon seit ihr im Wald, der bei sommerlich schwülen Temperaturen eine kleine Abkühlung alternativ zum Wasser bietet. Die dicht stehenden Bäume und der von Efeu, Gras, Pflanzen und Pilzen bewachsene Waldboden mit umgefallenen Baumstämme erinnert mich an die Nationalparks in Schweden. Nichts ist hier verändert worden, nur der Weg wurde geöffnet für uns, damit wir diese ursprüngliche Natur und Ruhe genießen können.

Berichtet mir gern von euren Entdeckungen. Das hier sind nur erste Anregungen für einen kleinen Tagesausflug nach Kummerow und an den Kummerower See. Für weitere Tipps schaut gern auf www.kummerow.de vorbei.

Habt einen schönen Tag.

Eure Karo

 

 

Karte mit meinem eingezeichneten Spaziergang am Kummerower See. 

Urlaub von mir.

Urlaub von mir.

Urlaub von mir. Meine Hand geht nach oben. Ich gestehe, ich bin Mitten drin im so genannten Burn-out. Drangsal besingt es so schön in seinem Lied „Urlaub von mir“. Den Kopf in den Wolken, aber es regnet. Ich will Ungeheuer streicheln, und alles erreichen. Aber dann kommt der Knall, und man sieht sich, wie man sich vorher noch nie gesehen hat.

Ich habe lernen müssen, das Aufgeben kein Aufgeben ist, sondern eine Pause, um Kraft zu tanken. Verletzbarkeit und Ehrlichkeit mutig sind. Ein tägliches auf und ab an Gefühlen und Ängsten, Emotionen und Gedanken. Die man plötzlich zulassen muss. Abarbeiten und aufarbeiten. Jeder Tag ist anders, keine Kontinuität im glücklich oder traurig sein. Ich dachte mich eigentlich zu kennen, aber am Ende meiner Kräfte war ich noch nie. Ich bin doch Pippi! Stark, entschlossen und mutig. Bereit alles zu schaffen, egal welcher Felsen vor mir liegt. Traurigkeit und Wut weg lachen, denn für Tränen gibt es später noch Zeit. Dann lieber tanzen! Ein Projekt an das nächste hängen, obwohl der Körper schon schreit. Und der liebe Schlaf, der fehlt, weil die Gedanken schon um den Rest kreisen. Jeden Tag früh Aufstehen, 150% geben, und bis in die Nacht noch tanzen, funktioniert leider nicht auf Dauer.

Ich habe einen Achtsamkeitskurs vor Jahren gemacht, aber inzwischen offensichtlich verlernt auf mein Inneres zu hören und mir Gutes zu tun. Eigentlich bin ich nur wie ein Reh, das vom Jäger gejagt wird, durch die Gegend gerannt. Habe am Ende meiner Kräfte immer noch eine Schippe oben drauf gelegt um trotzig zu beweisen, dass ich es schaffe, auch ganz alleine. Ein ganzes Jahr.

Als ich den Halt verlor, plötzlich niemand mehr da war, um das bisschen Rest von mir aufzufangen, bin ich gefallen. Danach fing ich erst an zu sehen, lernte loszulassen und konnte langsam anfangen zu heilen.

Neuanfang. Ich lernte auch, mich nur noch auf eine Sache zu konzentrieren. Wenn die Konzentration weg wollte, ihr nicht hinterher zu jagen. Sie ziehen zu lassen. Den Druck rauszunehmen. Nicht müssen. Nur Können. Nicht sollen. Nur atmen. Nicht kämpfen. Nur leben. Nicht darüber hinaus wollen. Nur hier und jetzt in dem Moment sein. Ich bin noch weit weg vom Pippi Modus, aber auch Pippi hatte nicht zehn Abenteuer am Tag, sondern nur eines, das sie erleben konnte.

#ehrlichkeit #heilen #burnout #abenteuerbauernhaus #neuanfang #energie #selbstliebe #achtsamkeit #pippi #daslebenistschön #pippilangstrumpf

Anneliese.

Anneliese.

Am Sonntagmorgen bin ich zur Ostsee gefahren als alle Urlauber noch in ihren Betten lagen. Ich entdecke gerade die Ostsee für mich, denn tatsächlich kenne ich noch nicht allzu viel von ihr und hatte sie immer gemieden, wegen der vielen Menschen im Sommer an den Stränden. Ich fahre eigentlich lieber an Seen und suche nach ruhigen Plätzen, an denen ich allein sein kann. Mit Tipps von meinen Nachbarn im Gepäck fuhr ich in die Nähe von Dierhagen. Zufällig macht dort ein Freund aus Berlin gerade Urlaub, so konnten wir uns beide nach drei Jahren endlich auch mal wieder sehen.

Mein erster Weg führte mich aber erst einmal an den Strand der mir empfohlen wurde von meinen Nachbarn. Dort lernte ich Anneliese kennen aus dem Erzgebirge. Sie lächelte mir schon zu als ich den Strandaufgang hochlief. Sie saß in der Sonne und genoss den noch wolkenverhangenen Himmel, der uns vor der Morgensonne schützte, aber schon ankündigte, das es bald ein herrlicher Sommertag werden würde. Ich selbst genoss die Ruhe und menschenleere. Den Blick auf den Horizont gerichtet. Nur ich und das Rauschen des Meeres. Unfassbar dieser Moment, ein Moment zum ein- und ausatmen.

Eine warme leichte Brise wehte durch die Luft und schickte den Duft der Moosrose vom Strandaufgang bis zu meiner Picknickdecke. Der wunderschöne Sandstrand unter meinen Füßen war kühl und weich. Die Wellen schoben noch eine ruhige Kugel. Die wechselnde Wärme und Kühle des klaren Wassers schüttelte die letzte Morgenmüdigkeit von mir ab. Am Strand fand ich zwei weiße große Federn und einen Herzstein. Wieder ein Herz am Strand. Das ist doch kein Zufall?!

Anneliese und ich kamen nach meinem Badeausflug ins Gespräch. Sie ist eine Allein-Reisende braungebrannte Powerfrau (ca. 60 Jahre), mit Rucksack auf dem Rücken und hat ein buntes Tuch um den Kopf geschlungen, die ihren Kater vermisst, und sich ein „Schneckenhaus“-Anhänger, um noch mehr Freiheit zu haben, gekauft hat. Seit 32 Jahren macht sie an diesem Ort und Strand Urlaub, weil die Touristen eher weiter fahren, direkt nach Dierhagen. Am Strand liegen sie oft am Strandaufgang und gehen nicht so weit den Strand hinauf. Obwohl es dort die schönsten Plätze gibt fast menschenleer. Hier kann man also tatsächlich auch allein sein, wenn man es braucht.

Anneliese arbeitete den Großteil ihres Lebens in der Pharmaindustrie. Aufgrund des hohen Arbeitspensums hatten sie ein Burn Out und verließ dann das Unternehmen als Rentnerin. Heute reist sie um die Welt, probiert sich aus und lernt Menschen kennen. Auf dem Weg zur Ostsee war sie bei einem Schamanen und hat Freunde besucht. Im nächsten Jahr ist sie wieder hier, aber diesmal nicht allein, denn der Kater fährt mit in den Urlaub, und mit einem kleinen Haus auf dem Campingplatz.

Ich liebe Tage an denen solche zufälligen Begegnungen den Tag zu etwas besonderen werden lassen.

Meinen Freund habe ich auch gesehen, es war als wären erst ein paar Wochen vergangen seit unserem letzten Wiedersehen. Wir haben so viel gelacht und geplaudert, Geschichten erzählt und den Tag am Strand genossen, dass ich abends zu Hause völlig sonnenverzaubert, bis in den Morgen noch getanzt habe.

 

 

Ruhe.

Ruhe.

Als Stadtmensch bin ich eigentlich einiges gewöhnt an Geräuschkulisse. Seit ich auf dem Land lebe wird mir immer mehr bewusst, was ich alles aufnehme, wenn ich in Berlin bin. Hier höre ich nur Vogelgezwitscher, den Hahn krähen, die Bienen summen, die Insekten brummen, der Wind rauscht leise durch die Bäume und das Pferd pupst auf der Weide. Es strömen durch die offenen Fenster an diesem Sommertag nur natürliche Geräusche und Gerüche ins Haus. Im Hintergrund tickt meine Wanduhr und weißt mich stündlich mit Vogelgezwitscher daraufhin, dass der Tag irgendwann vorbei sein wird.

Kulissenwechsel. Ich bin in meiner Wohnung in der Stadt, die ich inzwischen als WG umfunktioniert habe um Kosten zu sparen. Die Sonne steht schon hoch am Himmel als ich aufwache. Ich bin allein, mein Mitbewohner ist nicht da und meine Tochter in der Schule. Von unten höre ich das Donnern der Mülltonnen die durchs Haus gezerrt werden von der Müllabfuhr. Dabei knallt es mehrmals laut, weil sie die Stufen runter und wieder hoch müssen.

Ich gehe ins Wohnzimmer und öffne den Balkon. Vom Nachbarn kommt mir eine frisch ausgeatmete Zigarettenwolke entgegen.
Ich blicke über die Dächer in den Himmel. Luxus in Berlin. Hinten links sehe ich das Schild einer bekannten Pommesbude, und noch weiter hinten den Schornstein der Brauerei. Eine weiße Rauchsäule steigt in den Himmel. Rechts steht eine Linde vor dem Haus. Die Krone hat bald die Höhe des Hauses erreicht. Geradezu stehen fünfgeschossige Wohnhäuser parallel zueinander ausgerichtet in drei Reihen. Die Vögel zwitschern ihren Morgengruß in meine Richtung.

Meine Ohren fangen plötzlich an zu sausen. Merkwürdig, das hatte ich noch nie. Ich versuche sie zu beruhigen, indem ich bewusst die Geräusche filtere.
Es sind die typischen Stadtgeräusche die da auf mich einwirken. Brummende und hupende Autos, das Dauersausen mit Geschwindigkeit über die Hauptverkehrsstraße. Die Einkaufswagen vom gegenüberliegenden Supermarkt, die schwungvoll und klirrend von der Kette befreit werden. Lachende und laut sprechende Menschen, die alle scheinbar den Lärm übertönen möchten um sich Gehör zu verschaffen. Das Klicken der Ampel, das helfen soll, Menschen ohne Augenlicht über die Straße sicher zu begleiten. Die Straßenbahn, die klingelnd warnt vor ihrem Eintreffen, und dann am Schluss das Warnsignal der schließenden Türen. Ein Fahrradfahrer saust unten auf der Straße vorbei und schimpft lautstark: „Du A….l….!! Pass auf wo du hinfährst!“. Es wird gehupt und es quietschen Autoreifen. Ein Handwerker hat den Bohrhammer angeschmissen im Haus gegenüber. Das Geräusch lässt mich an meine Baustelle denken.

Und dann bin da noch ich, auf meinem Balkon.

Ich nehme meine Kopfhörer, verbinde sie mit meinem Handy, stecke sie sorgfältig in die Ohren und öffne mein Lieblingsalbum. Ich starte die Musik und beschließe den Tag im Sonnenschein, ohne etwas anderes hören zu müssen, zu beginnen, nur mit dem was ich in diesem Moment aushalten mag.

Es ist schon erstaunlich, wie selbstverständlich ich Tag für Tag diese Geräusche aufgenommen habe ohne zu merken was meine Ohren da alles automatisch an Informationen zusätzlich zum schnellen Leben und Alltag wahrnehmen und aufnehmen mussten. Das war mir selten so bewusst wie heute. Meine Ohren, aber auch meine Nase hatten wohl dringend eine Kur nötig nach 40 Jahren Stadtleben. Nun wird es Zeit ihnen die Ruhe zu gönnen, die sie verdient haben.

Mecklenburg-Vorpommern, 23. Juni 2021

#abenteuerbauernhaus #flashback #berlinerin #musik #stadtistlaut #landistleise #landleben #landlust #achtsam #träume #wünsche #pommesbude #bsr #hemma #flucht #stadtkindwirdlandkind #mvtutgut #berlinwirdnichtbesser #neueheimat #irritation #ohren #nase #stadtgeruch #landluft