Garz.

Garz.

Rügen im Regen – Teil 2.

Nachdem mich Binz im Regen begrüßt hatte, und ich einen wundervollen Strandspaziergang machen konnte, entschied ich mich danach der L29 weiter zu folgen Richtung Putbus, und spontan zu entscheiden, wann ich wieder aussteigen wollte. Putbus überraschte mich. Links der Park, rechts die weiße Stadt. Aber ich blieb im Auto und fuhr weiter. Das hebe ich mir für den Herbst auf. Bewundernd fuhr ich die Alleenstraßen entlang, an Feldern vorbei. Die Weite, so großzügig, genauso habe ich mir Rügen vorgestellt.

Als ich nach Garz kam, fielen mir zwei Schilder auf: „Ernst-Moritz-Arndt-Museum“ und „Burgwall“. „Wer ist Ernst Moritz Arndt?“, fragte ich mich. Ich bog an der nächsten Möglichkeit ab, um zu dem ausgeschilderten Museum mit Parkplatz zu kommen. Jetzt war ich neugierig. Welcher Mensch würde mich nun erwarten, dem auf Rügen in Garz ein Museum gewidmet wurde?

Ernst Moritz Arndt war ein Dichter, Schriftsteller, Publizist und Uniprofessor in Greifswald und Bonn. Er lebte von 1769 bis 1860. Damals war er ein angesehener Mann, galt als zukunftsorientiert. Heute befinden sich viele Menschen im Zwiespalt, aufgrund seiner politischen Äußerungen. Das spiegelt das Museum wider und greift es gekonnt auf. Aus meiner Sicht zeichnet es das Museum aus, sich mit dieser besonderen schwierigen Problematik auseinander zu setzen, und trotzdem einen Ort zu schaffen, der seine Geschichte von der Kindheit an bis zu seinem Tode erzählt, und dabei sein dichterisches und literarisches Schaffen nicht aus den Augen verliert und ehrt, ohne das Rügen heute nicht Rügen wäre.

Besonders angetan haben es mir die wunderschön bestickten und illustrierten Umschläge der alten Erstausgaben seiner Sagen- und Märchenbücher. Etwas bedauerlich ist, dass es keine aktuelle gebundene Ausgabe mit den schönen Illustrationen gibt, aber vielleicht finde ich eine, in einem der alten Bücherkartons auf meinem Dachboden. Wer weiß?

Das Museum befasst sich auch mit der Sprache und Schrift in seinen Briefen. Wie es damals üblich war, wurde mit Feder geschrieben und in Kurrentschrift. Ernst Moritz Arndt hatte viele Briefe an seine beste Freundin und seine Schwester geschrieben, die bereits übersetzt werden konnten. Es ist spannend die Typografie zu sehen. Die Schnörkel die über das Papier laufen, wie kleine Pfade auf dem Weg zu einem vollständigen Satz. Die Art der Worte, die Sprache, die heute niemand mehr spricht, zu hören und zu lesen, lässt mich abtauchen in eine andere Zeit als Feder, Tintenfass und Papier Konzentration und Ruhe brauchten, um zu einem Brief zu werden. Fehler konnten nicht ausradiert, überstrichen oder gelöscht werden. Es gibt nicht mehr viele Menschen, die diese Schrift lesen können. Meine liebe Oma Edith ist 93 Jahre. Sie könnte es noch.

„Der Mensch ist wie die Welt um ihn, und die Welt wird, wie der Mensch auf ihr.“

Hat Ernst Moritz Arndt einmal gesagt. Das Zitat bewegt mich. Es ist so alt, aber es ist so passend für die heutige Zeit, als wenn es erst gestern aufgeschrieben wurde. Danach ließ ich den Ausflug nach Rügen bei einem Spaziergang, immer noch im Regen, am Burgwall, ausklingen, bevor ich mich auf den Weg nach Hause machte, mit neuen Ideen für einen Ausflug nach Rügen im Gepäck.

www.arndt-museum.de

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Kühlungsborn.

Kühlungsborn.

Ich bin verzaubert. An dem Teil des Strandes, an dem die Steine liegen bleiben, und die Natur ihren eigenen Gesetzen folgt. Bernsteinsammler nach einem Sturm auf die Suche gehen, um das braune Gold zu finden. Dort wo die Kegelrobben Familie im Frühling Rast macht, um Fische zu jagen. Der Sonnenuntergang senkrecht zum Horizont steht, und man das Gefühl hat, der Himmel verschluckt das Meer, wenn die Mittagssonne ihre ganze Energie Richtung Erde schickt. An diesem Ort wurde ich Donnerstagabend verzaubert. Von der Weite, der Stille, der Natur, vom fast menschenleeren Strand, der ruhigen See, dem leisen Krächzen der Möwen, vom Leuchten des Leuchtturms, und von einem wunderbaren langen Abend, bis die Sonne abgelöst wurde von der Sichel des Mondes.

Dennis. Am Strand in Kühlungsborn traf ich Dennis, als ich nach dem Schwimmen spazieren ging, und Zufallssteine sammelte. Er war auf der Suche nach Scherben. Er erzählte mir, dass Bernsteine und Phosphor leicht verwechselt werden könnten. Am Strand, speziell auf Rügen, kommt es ab und an zu Unfällen mit Phosphorsteinen, da es dem zauberhaften braunen Stein sehr ähnlich sieht. Sagt Dennis. Ich hatte zwei braune Steine in der Hand, die ich sofort ins Wasser fallen ließ. Sicher ist sicher.

Dennis kommt aus Niedersachsen, hat einen Job bei einer Bank, und sprach mit mir über den Immobilienmarkt in seiner Heimatstadt. So landeten wir ganz schnell bei dem in Mecklenburg, der sich gerade rasant verändert hat. Zurecht wie ich finde. Es wurde Zeit. Dennis würde gern nach Rostock, Wismar oder ans Meer ziehen. Seine Heimatstadt gefällt ihm nicht mehr. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Man wird mit allem überhäuft, alles ist extrem. Laut, voll, Überfluss und trotzdem das Gefühl allein zu sein.

Aus einer Zufallsbekanntschaft am Strand wurde ein längerer Plausch später mit seinen Eltern, die mit ihm im Urlaub sind. Immer der Liebe zur Ostsee folgend. Jedes Jahr. Sympathisch und unkompliziert.

Mein mich begleitender Freund, ein Kühlungsborner Insider, erzählte uns die Geschichte von diesem Strand, und dass es hier ein versunkenes Dorf geben muss. Taucher lieben diesen Ort, Scherben, Steine und ein nutzloser Straßenrest am Strand bestätigen die sagenhafte Geschichte. Wir lauschen gebannt. Ich richte meinen Blick aufs Meer, da wo das Dorf irgendwo, wie Atlantis, versunken liegen musste. Ich staune, fühle mich überrascht, diese abenteuerliche Geschichte kurbelt meine Fantasie an.

Dann taucht ein kleines Segelboot am Horizont auf, die Segel sind eingeholt, es schaukelt gemütlich an uns vorbei, auf der stillen weiten geheimnisvollen und märchenhaften Ostsee, eingetaucht in ein Meer aus rosafarbenen Wolken.

 

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Schloss Kummerow.

Schloss Kummerow.

Die fotografische Ausstellung ist einzigartig, fordernd, aufregend, anregend, inspirierend und unvergleichlich. Sie lässt mich langsamer werden, beim Betrachten der Fotos und Videos, die unterschiedliche und doch zusammenhängende Geschichten in Form von Kunstwerken erzählen. Zeitlos gehe ich Schritt für Schritt andächtig durch jeden Raum.

Mich fesselt nicht nur die Ausstellung, auch das Gebäude ist für mich als Besitzerin eines alten Backsteinhauses, das geweckt werden musste, ein Kunstwerk. Es fühlt sich an, als gebe es den Werken vieler berühmter Menschen ein zu Hause. Als gehörten sie irgendwie zusammen.

Die Wände sind in jedem Raum schon ein eigenes Kunstwerk und lassen mich im Kreis drehen bei der Betrachtung, bis mir schwindlig wird.
Es sind erhaltene Stempelmuster an den Wänden. Alte und neue Blumen an den Treppengeländern aus Holz sind herausgearbeitet und ersetzt worden. Der Kontrast zwischen Restauration und alten Materialien ist bewusst erhalten worden.

Ich sehe Farben, die auf Farben liegen, Risse die Bilder optisch zerteilen, und zu einem eigenen Bild zu machen scheinen, und dazwischen blitzt der unverwechselbare Lehm hervor. Das freigelegte Fachwerk zwischen eisernen Ofentüren und modernen grafischen Arbeiten lässt mich an mein Haus denken.
Liebevolle Kopien finde ich zwischen Originalen. Türen, Riegel, Griffe, Fenster, Balken, Dielen- und Parkettböden im Detail wieder herausgearbeitet mit herausfordernden Elementen.

Perspektivwechsel. Ich stehe im Erdgeschoss, nach vier Etagen voller Gedankenwelten. Das Schloß ist ruhig, die anderen Besucher sind gegangen. Ich blicke aus dem alten restaurierten Holzfenster über die Terrasse des Schlosses auf meine Lieblingswildblumenwiese in den gerade aufgerissenen blauen Himmel. Am Horizont glitzert der seicht vom Wind bewegte Kummerower See. Ich löse mich langsam aus meinem eben noch Erlebten, und verabschiede mich bei der freundlichen Mitarbeiterin im Foyer.

Ich gehe glücklich mit einem Picknick im Gepäck zu meiner Lieblingsbank am See, und lasse meine Gedanken noch einmal kreisen rund um diese Vielfalt und die Geschichten, die mir oft so nah sind, mit dem beruhigenden Bild des Schlosses im Rücken. Gebliebene Erinnerungen aus meiner Vergangenheit kommen nach und nach ans Licht, ich sehe Zeitschriftencover und Menschen vor mir, an die ich lange nicht mehr gedacht habe.

Die Ausstellung wirkt so selbstverständlich zusammengesetzt, und ist dabei ein kunstvolles Ensemble, vieler Ereignisse, die hier mit Liebe zum Detail, vereint werden. So wunderbar abwechslungsreich und dennoch klar strukturiert.

In meinem Kopf flammt ein Gedanke auf: Das sind wir Menschen. Einzigartig. Vielseitig. Unverwechselbar. Kreativ. Emotional. Neugierig. Das ist der Spiegel auf unsere alte, nicht veränderbare Vergangenheit und auf die neue und moderne Welt.

www.schloss-kummerow.de

Ausstellungen 2021:

*Dauerausstellung „Fotografische Sammlung Schloß Kummerow“

*Sonderausstellung vom 05.06. bis 31.10.2021 – „Trautes Heim, allein“

*Sonderausstellung „Transformation“ von Monika Bertermann

 

Kummerower See.

Kummerower See.

Kummerow am Kummerower See.

„Die schöne Gemeinde am See“. So begrüßt uns Kummerow auf der Homepage. Dazu kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen. Eingebettet zwischen Wald, Wiesen und dem Kummerower See lädt uns der 750 Jahre alte Ort zu Wanderungen, Fahrradtouren, Wassersport, Badespaß, Ausflüge in geschichtliche und liebevoll erhaltene Kirchen, Museen und Denkmäler ein.

Das Schloss Kummerow, dass mit seiner fotografischen Sammlung hervorsticht, lässt erahnen wie es einmal war und erzählt uns mit dem natürlich angelegten Park von vergangenen Zeiten. Ich habe bald die Gelegenheit mir die Fotoausstellung anzusehen und werde darüber berichten.

Wer aber erst einmal den Kummerower See bei einem Sommerspaziergang erkunden möchte mit Familie oder einfach nur allein, dem empfehle ich bis zum Schloss Kummerow zu fahren, den ausgeschilderten Parkplatz zu nutzen und einfach loszulaufen. Nehmt euch bei gutem Wetter Badesachen und ein Picknick mit, denn vor dem Schloss liegt eine Badewiese mit einem schönen Spielplatz. Vor der zauberhaften Kulisse macht das Baden und Erholen gleich doppelt Spaß.

Die Wildblumenwiese zwischen See und Schloß hat es mir sehr angetan. Jedes Mal entdeckt man neue Blumen und kann das Summen der Bienen und Brummen der Insekten hören. Wenn ihr dem angelegten Seeweg am Schloß vorbei folgt, werdet ihr bald kleine Ferienhäuser und die natürliche Landschaft am Wasser entdecken. Am Ende kommt ihr zum Hafen. Die Möwen trohnen wie kleine Könige auf den Holzpfeilern und heben Stolz die Köpfe als ich an der Spitze stehe.

Die Strandbar ist übrigens sehr zu empfehlen. Dort könnt ihr euch nach dem Schwimmen ausruhen und bei einem Sekt auf Eis oder einem Bier den Sonnenuntergang genießen, und den Tag ausklingen lassen.

Wer noch einen Spaziergang machen möchten, folgt den Schildern Richtung Blumenladen. Geht dann links am Blumenladen vorbei, und läuft weiter bis ihr zu einer kleinen Brücke kommt. Schon seit ihr im Wald, der bei sommerlich schwülen Temperaturen eine kleine Abkühlung alternativ zum Wasser bietet. Die dicht stehenden Bäume und der von Efeu, Gras, Pflanzen und Pilzen bewachsene Waldboden mit umgefallenen Baumstämme erinnert mich an die Nationalparks in Schweden. Nichts ist hier verändert worden, nur der Weg wurde geöffnet für uns, damit wir diese ursprüngliche Natur und Ruhe genießen können.

Berichtet mir gern von euren Entdeckungen. Das hier sind nur erste Anregungen für einen kleinen Tagesausflug nach Kummerow und an den Kummerower See. Für weitere Tipps schaut gern auf www.kummerow.de vorbei.

Habt einen schönen Tag.

Eure Karo

 

 

Karte mit meinem eingezeichneten Spaziergang am Kummerower See. 

Anneliese.

Anneliese.

Am Sonntagmorgen bin ich zur Ostsee gefahren als alle Urlauber noch in ihren Betten lagen. Ich entdecke gerade die Ostsee für mich, denn tatsächlich kenne ich noch nicht allzu viel von ihr und hatte sie immer gemieden, wegen der vielen Menschen im Sommer an den Stränden. Ich fahre eigentlich lieber an Seen und suche nach ruhigen Plätzen, an denen ich allein sein kann. Mit Tipps von meinen Nachbarn im Gepäck fuhr ich in die Nähe von Dierhagen. Zufällig macht dort ein Freund aus Berlin gerade Urlaub, so konnten wir uns beide nach drei Jahren endlich auch mal wieder sehen.

Mein erster Weg führte mich aber erst einmal an den Strand der mir empfohlen wurde von meinen Nachbarn. Dort lernte ich Anneliese kennen aus dem Erzgebirge. Sie lächelte mir schon zu als ich den Strandaufgang hochlief. Sie saß in der Sonne und genoss den noch wolkenverhangenen Himmel, der uns vor der Morgensonne schützte, aber schon ankündigte, das es bald ein herrlicher Sommertag werden würde. Ich selbst genoss die Ruhe und menschenleere. Den Blick auf den Horizont gerichtet. Nur ich und das Rauschen des Meeres. Unfassbar dieser Moment, ein Moment zum ein- und ausatmen.

Eine warme leichte Brise wehte durch die Luft und schickte den Duft der Moosrose vom Strandaufgang bis zu meiner Picknickdecke. Der wunderschöne Sandstrand unter meinen Füßen war kühl und weich. Die Wellen schoben noch eine ruhige Kugel. Die wechselnde Wärme und Kühle des klaren Wassers schüttelte die letzte Morgenmüdigkeit von mir ab. Am Strand fand ich zwei weiße große Federn und einen Herzstein. Wieder ein Herz am Strand. Das ist doch kein Zufall?!

Anneliese und ich kamen nach meinem Badeausflug ins Gespräch. Sie ist eine Allein-Reisende braungebrannte Powerfrau (ca. 60 Jahre), mit Rucksack auf dem Rücken und hat ein buntes Tuch um den Kopf geschlungen, die ihren Kater vermisst, und sich ein „Schneckenhaus“-Anhänger, um noch mehr Freiheit zu haben, gekauft hat. Seit 32 Jahren macht sie an diesem Ort und Strand Urlaub, weil die Touristen eher weiter fahren, direkt nach Dierhagen. Am Strand liegen sie oft am Strandaufgang und gehen nicht so weit den Strand hinauf. Obwohl es dort die schönsten Plätze gibt fast menschenleer. Hier kann man also tatsächlich auch allein sein, wenn man es braucht.

Anneliese arbeitete den Großteil ihres Lebens in der Pharmaindustrie. Aufgrund des hohen Arbeitspensums hatten sie ein Burn Out und verließ dann das Unternehmen als Rentnerin. Heute reist sie um die Welt, probiert sich aus und lernt Menschen kennen. Auf dem Weg zur Ostsee war sie bei einem Schamanen und hat Freunde besucht. Im nächsten Jahr ist sie wieder hier, aber diesmal nicht allein, denn der Kater fährt mit in den Urlaub, und mit einem kleinen Haus auf dem Campingplatz.

Ich liebe Tage an denen solche zufälligen Begegnungen den Tag zu etwas besonderen werden lassen.

Meinen Freund habe ich auch gesehen, es war als wären erst ein paar Wochen vergangen seit unserem letzten Wiedersehen. Wir haben so viel gelacht und geplaudert, Geschichten erzählt und den Tag am Strand genossen, dass ich abends zu Hause völlig sonnenverzaubert, bis in den Morgen noch getanzt habe.